Kleiner Hütten-Knigge

Wer einmal am Berg durch tosendes Gewitter mit murmelgroßen Hagelkörnern gerannt ist und dann die hell erleuchteten Fenster einer Hütte entdeckt hat, wird diesen Moment wohl niemals vergessen. Doch auch ohne solche Furcht einflößenden Erlebnisse macht der Anblick des Etappenziels in Form einer bewirtschafteten Hütte nach einem anstrengenden Tag jeden Wanderer von Herzen glücklich. 321 Hütten betreibt allein der Deutsche Alpenverein, hinzu kommen 147 Hütten vom ÖAV und 18 Hütten vom AVS. Ein Netzwerk aus Unterkünften, dass Dir auch längere Touren in den Bergen ermöglicht (oder eine schöne Einkehr während der Tour). Doch hier oben gelten andere Regeln als im Tal. Eine Hütte ist ein eigener kleiner Mikro-Kosmos. In unserem Hütten-Knigge findest Du 10 Gebote, damit Dein Aufenthalt hier oben ein unvergesslich schönes Erlebnis wird.

Abendstimmung auf der Memminger Hütte. Foto: Christoph Jorda

1.) Reserviere Deinen Schlafplatz
Für die einen ist es ein notwendiges Übel, für die nächsten Pflichtprogramm, wieder andere fühlen sich jeglicher Freiheit beraubt. Beim Thema Hüttenreservierung scheiden sich tatsächlich die Geister. Fakt ist jedoch: Gerade auf häufig begangenen Routen kannst Du ohne Reservierung in der Hauptsaison ziemlich blöd dastehen. Natürlich wird Dich kein/e Wirt/in einer Schutzhütte erschöpft in die Dunkelheit jagen. Im Zweifelsfall musst Du im Notlager oder Winterraum schlafen. Entspannter für beide Seiten ist es jedoch, wenn Du vorher reservierst. In Corona-Zeiten ist die Reservierung sogar Pflicht! Achja: Nicht genutzte Reservierungen bitte absagen!

2.) Schuhe aus, Stöcke weg
Auch wenn Dein einziger Wunsch bei Ankunft auf der Hütte ein kühles Bier sein sollte: Erstmal geht’s in den Schuhraum. Dort finden dreckige Bergstiefel und auch Stöcke ihr Lager für die Nacht. Im Schlafraum haben beide nichts verloren.

So ist’s richtig: Stöcke und Schuhe bleiben im Schuhraum. Foto: Christoph Jorda

3.) Melde Dich an
Noch bevor Du Dich auf die Sitzbank fallen lässt, melde Dich an. Wenn Du Mitglied in einem Alpenverein bist, lege Deinen Ausweis vor, um eine vergünstigte Übernachtung zu erhalten. Wenn Du einen Schlafplatz reserviert hast, bekommst Du ihn zugewiesen. Auf einigen wenigen Hütten gibt’s noch freie Platzwahl nach dem Motto first come, first serve. Dann ist der Premiumplatz auf jeden Fall der nah am Fenster, gerade in großen Matratzenlagern. Wer unbedingt unter die Dusche hüpfen will kann auf vielen Hütten gleich beim „Einchecken“ Duschmarken kaufen.

4.) Konsumiere reichlich
Vom Geld für die Übernachtung bleiben nur 1-2 Euro bei den Hüttenwirten, der Rest geht an den Alpenverein. Die Wirtsleute leben also von dem, was Du auf der Hütte konsumierst. Auch wenn es auf den meisten Alpentvereinshütten nach wie vor erlaubt ist, eigene Speisen mitzubringen und diese (meist draußen) zu verzehren – besser ist es, wenn Du isst und trinkst, was auf der Karte steht.

5.) Verzichte auf Extrawürste
„Den Salat hätte ich gerne ohne Karotten und das Dressing extra, bitte. Und hätten Sie vielleicht statt der Spaghetti auch andere Nudeln?“ Immer wieder mal gibt’s solche Gespräche am Nachbartisch zu belauschen. Auf einer Berghütte. In über 2000 Metern Höhe. Fern jeder Logistik, von jedem Supermarkt. Eine Hütte ist kein Hotel, das solltest Du Dir immer wieder bewusst machen. Das Essen auf den Hütten ist reichlich, mit viel logistischem Aufwand besorgt und meist mit viel Liebe gekocht. Auch auf Allergien, Vegetarier oder Veganer versuchen die Wirtsleute so gut wie möglich einzugehen (bitte schon bei der Reservierung anmelden!). Aber auch Extrawürste solltest Du hier oben verzichten.

6.) Sei pünktlich und zahle Deine Zeche
Auf vielen Hütten gibt es feste Essenszeiten. Manchmal wird das Abendessen schon um 17 Uhr serviert. Ja, mag sein, dass Du Zuhause erst um 20 Uhr mit dem Kochen beginnst, aber hier ist die/der Wirt/in Chef/in. Also, lass es Dir schmecken! Wer mit Bergschule unterwegs ist, bekommt meist eine Halbpension. Falls Du eine späte Ankunft auf der Hütte planst, bedenke: Warmes Essen gibt es meist nur bis 19 oder 20 Uhr. Danach musst Du zwar keinen Hunger leiden, bekommst aber oftmals „nur“ noch eine Brotzeit.
Abgerechnet wird auf den meisten Hütten am Abend. Bevor Du also in Deinen Schlafsack krabbelst, bezahle Deine Rechnung. Das geht auf fast allen Hütten ausschließlich mit Bargeld.

7.) Halte Ordnung und achte die Hüttenruhe
Übernachtungen im Matratzenlager sind speziell. Auch wenn viele Hütten versuchen von den großen Lagern wegzukommen und durch Abtrennungen kleinere Einheiten zu schaffen. 50 Zentimeter Privatsphäre sind nicht viel… Umso wichtiger, dass sich alle Gäste an einige Regeln halten. Dazu gehört, dass Du Deine Sachen nicht überall verteilst, sondern in dem Abschnitt behält, der zu Deinem Liegeplatz gehört. Wenn Du nach allen anderen in den Schlafsaal kommst, sei leise und nutze Deine Stirnlampe. Wer einfach das große Deckenlicht anwirft, riskiert böse Beschimpfungen… Versuche Deinen Rucksack schon weitestgehend für den nächsten Tag zu packen, damit Du nicht am Morgen alles zusammensuchen musst. Nimm Deinen Müll mit aus dem Lager und am besten gleich mit ins Tal. Hüttenruhe ist auf den meisten Hütten ab 22 Uhr.

8.) Nutze Ohropax
Kein wirkliches Gebot, nur ein von Herzen kommender Tipp. Denn versprochen: Irgendwer schnarcht immer! Da leisten die kleinen Helfer gute Dienste. Zumal sie kaum etwas wiegen und immer irgendwo im Rucksack einen Platz finden.

9.) Trage Dich ins Hüttenbuch ein
Wenn Deine Zeit auf der Hütte sich dem Ende zuneigt, gib den Schlüssel (falls Du in einem Zimmer geschlafen hast) zurück, melde Dich beim Hüttenpersonal ab und trage Dich in das ausliegende Hüttenbuch ein. So gibt’s im Fall einer notwendigen Rettung Anhaltspunkte, wann Du gestartet bist und was Dein Tagesziel war.

10.) Einfach mal DANKE sagen
Klingt simpel, wird aber meist vergessen: Ob Bedienung, Putzkraft oder Hüttenwirt/in – Alle hier oben freuen sich sehr, wenn Du Dich einfach mal bedankst. Und bestenfalls eines Tages wieder kommst.

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