Heute stelle ich Dir einen „Exoten“ unter den E5-Hütten vor. Denn es ist keine Hütte, die Wolfgang Krismer mit seiner Familie bewirtschaftet, sondern eine Alm. Zwei Almen sogar: Die Unter- und Oberlochalm. Aber nachdem eigentlich jeder E5-Alpenüberquerer auf dem Weg von der Memminger Hütte nach Zams hier einkehrt, möchte ich sie Dir dennoch vorstellen…
Vom Hirten zum Wirt
Knapp 1900 Höhenmeter geht’s ab der Seescharte bergab nach Zams. Eine krasse Belastung für Knie und Oberschenkel, vor allem für untrainierte. Umso größer ist die Freude, wenn auf knapp 1800 Metern die Oberlochalm in Blickweite ist. Hier oder auf der 300 Meter tiefer gelegenen Unterlochalm, triffst Du auf Wolfgang, ein Urgestein. Schon als kleines Kind war er als Hirte hier oben. „Schon damals habe ich mir gedacht, dass ich die Almen eines Tages selber bewirtschaften will“, erzählt er. Und genau so kam es. Mit 18 Jahren war er das erste Mal alleine dort oben und verantwortlich für das Vieh. Dazu gehören etwa 140 Rinder und etwa 20 Pferde. Mittlerweile ist Wolfgang seit 33 Jahren Wirt der Unter- und Oberlochalm.
Nichts für Langschläfer
Der Tag von Wolfgang beginnt um 3:30 Uhr. „Gegen 4:30 Uhr schaue ich dann zum Vieh, ob alles in Ordnung ist, kehre zur Hütte zurück, mache Brennholz oder richte den Steig rund um die Almen. Dann kommen auch schon die ersten Gäste, die wir bewirten“, erzählt Wolfgang. Eine Einkehr hier solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Die Brotzeitplatte mit deftigem Speck und würzigem Käse ist eine Wucht. „Der Renner sind unsere Kaminwurzen“, sagt Wolfgang. „Die nehmen einige Wanderer sogar als Proviant mit.“ Kann nicht schaden, bei dem langen Abstieg nach Zams, der nun ansteht.
Bedenkliche Entwicklung
Was Wolfgang Sorgen macht, ist der Zustand des ein oder anderen E5-Wanderers. „Viele sind perfekt ausgerüstet, aber es fehlt an Kondition“, sagt er. „Die haben hier oben nichts verloren. Die letzten Jahre gab es eigentlich keinen Tag, an dem nicht einer vor unserer Tür stand und nicht mehr weiter konnte, oder viel zu spät dran war. Wenn einer morgens von der Memminger Hütte aufbricht, aber erst um 16 Uhr an der Unterlochalm eintrifft, dann weißt Du Bescheid… Und dann sind es ja noch mindestens drei Stunden bis Zams…“