Natürlich wünschen wir uns alle unbeschwerte Tage voller Leichtigkeit und schöner Eindrücke in den Bergen. Doch manchmal kommt von einem Moment zum nächsten alles anders: Jemand stürzt oder bricht zusammen. Was tun? Wichtigste Regel: HELFEN, Du kannst nichts falsch machen!
Ruhe bewahren
Bevor Du aktiv wirst, atme einen Moment durch, verschaff Dir einen Überblick über die Situation. Zunächst geht’s um Selbstschutz – Besteht die Gefahr, dass z. B. noch mehr Felsen herabstürzen? Dann bleib an einem sicheren Platz. Erst wenn alle sicher stehen, geht es um die Rettung der/des Verletzten aus dem Gefahrenbereich. Falls noch andere unverletzte Leute mit Dir unterwegs sind, teilt die Aufgaben untereinander auf. Ist die Gefahr selbst zu helfen zu hoch, setze direkt einen Notruf ab und warte auf professionelle Rettung. Bring Dich nicht auch noch selbst in Gefahr!
Notrufe absetzen
Wenn Helfen möglich und die Person ansprechbar ist, solltest Du nach einem Sturz zunächst einen Body Check machen. Sind äußere Verletzungen erkennbar? Hat die Person Schmerzen? Bei schwereren Verletzungen ist dies der Moment, in dem Du den Notruf absetzt. Europaweit ist das die 112. Lass Dich von der Leitstelle durch das Gespräch führen. Du wirst gefragt werden, was passiert ist (z. B. Absturz an einer Felswand), wann es passiert ist, wo (beschreibe Deine Lage so gut wie möglich, ggf. hast Du sogar Deine Koordinaten parat), wieviele Verletzte es gibt und welche Verletzungen vorliegen. Es ist immer die Leitstelle, die das Telefonat beendet, also nie einfach in Panik auflegen. Bewahre Ruhe, damit Du gut verstanden wirst. Wenn Du keinen Empfang hast, begib Dich auf die nächste Kuppe, dort geht es oft besser. Hast Du noch immer keinen Empfang, setze das alpine Notsignal ab. Dies besteht aus sechs Zeichen (mit der Stirnlampe, Spiegeln, Winken, Rufen oder Pfeifen) innerhalb von einer Minute ab. Dann mache eine Minute Pause und wiederhole die sechs Zeichen im Abstand von 10 Sekunden. Hat Dich jemand gehört, antwortet er mit drei Zeichen in einer Minute.
Nach dem Absetzen des Notrufs lege ggf. Wundverbände an, bleibe immer bei der/dem Verletzten, rede ihr/ihm gut zu und halte sie/ihn warm. Unter Schock kühlt man viel schneller aus. Nutzt Jacken, Schlafsäcke und Rettungsdecke/Biwacksack. Bei Überhitzung sorge dafür, dass die Person in den Schatten kommt, viel trinkt, Müsliriegel oder Nüsse isst und sich ausruht. Bei Kreislaufproblemen hilft es, die Beine hochzulegen und Flüssigkeit zuzuführen.
Richtig reanimieren
Erreichst Du die verletzte Person und sie ist nicht mehr ansprechbar, prüfst Du als erstes die Atmung. Bewegt sich der Brustkorb? Hörst Du Atemgeräusche? Fühlst Du einen warmen Luftstrom aus Mund oder Nase? Ist eine regelmäßige Atmung vorhanden, bringst Du die/den Verunfallte/n in die stabile Seitenlage und kontrollierst weiterhin regelmäßig (mind. alle 20 Sekunden) die Atmung, bis die Rettung eintrifft. Sorge dafür, dass sie/er nicht auskühlt. Bei fehlender, sehr unregelmäßiger oder ausbleibender Atmung, muss mit der Reanimation begonnen werden. Es wird 30 Mal eine Herzdruckmassage durchgeführt (5-6 Zentimeter tief muss der Brustkorb eingedrückt werden, 100 Mal pro Minute, also fast 2 Mal pro Sekunde drücken), dann zwei Mal beatmet (dazu wird mit einer Hand die Nase verschlossen und in den offenen Mund der verunfallten Person ausgeatmet). Die Reanimation muss durchgeführt werden, bis die Rettung eintrifft. Oft abwechseln, Herzdruckmassagen sind extrem anstrengend!
Wissen auffrischen
Es ist wichtig, auf jeder Tour ein Erste Hilfe-Set dabei zu haben und auch kleine Büchlein mit Notfall-Anleitungen können helfen. Noch sinnvoller ist es aber, das eigene Wissen aufzufrischen. Die meisten von uns haben ihren letzten Erste Hilfe-Kurs während des Führerscheins gemacht. Dabei können einfache Maßnahmen Leben retten, nicht nur am Berg. Viele Organisationen wie die Johanniter, das DRK oder die Malteser bieten regelmäßig Kurse an. Und es gibt auch einige Anbieter, die sich auf alpine Rettung spezialisiert haben, typische Bergverletzungen besprechen oder die Kurse sogar im alpinen Gelände durchführen. Das Wichtigste ist: Traue Dich, zu handeln! Werde aktiv und helfe, statt zu- oder gar wegzusehen. Schließlich kann es jede/n von uns mal erwischen.